Herzensklang

Mein Gespräch mit dem Tod.

Eine unerwartete Begegnung

„Hallo Tod,“ beginne ich zögerlich. „Ja, wie spreche ich dich denn an? Herr Tod oder Frau Tod oder einfach Tod?“ Die Konventionen geben dir einen männlichen Artikel, aber wer sagt denn, dass das richtig ist?

Das Wort „Tod“ – es ist seltsam und unangenehm, verursacht Angst. In allen Zeiten wurdest du genährt von schmerzenden Gefühlen, und aus dir wurde etwas Dunkles, etwas Furchterregendes. Tod ist für die meisten Menschen mit Angst verbunden, hauptsächlich die Angst vor ihm. Angst vor dem Unbekannten, vor dem Verlust der Kontrolle über das, was wir als unser „Ego“ bezeichnen.

Du, lieber Tod, symbolisierst für uns Menschen schrecklichen Verlust, totale Einsamkeit, selbst auferlegte Schuld, überwältigende Traurigkeit, hilflose Sinnlosigkeit und lähmende Ohnmacht, um nur einige zu nennen. Ja, das ist der Tod. Diejenigen, die auf der Erde bleiben, verlieren nach und nach ein Stück ihres Lebens, während diejenigen, die mit dir gegangen sind, vielleicht endlich wieder leben.

Du respektierst den freien Willen eines jeden Menschen. Du hältst Überraschungen bereit und bist unendlich geduldig. Ich bin dankbar, dass ich dich bereits zweimal getroffen habe. Und weißt du was? Diese Begegnungen waren so liebevoll und nährend. Du hast mir erlaubt, alle Gefühle zu empfinden, die mit der Begleitung und dem Loslassen in ein neues Leben einhergehen. Tief berührt sein, Tränen vergießen, den Schmerz des Loslassens spüren, sowohl meinen eigenen als auch den der anderen. Das ganze Leben zog an mir vorbei, und du hast mir die Wahl gelassen, wie ich mit der Situation umgehen möchte. In diesen Momenten waren die Gesetze der Erde nicht mehr gültig.

Die wahre Natur des Todes

In dem Moment, als ich beschloss, dich als einen guten Freund zu betrachten, hast du mir gezeigt, wer du wirklich bist. Seitdem und immer, wenn ich an dich denke, spüre ich deine unendliche Liebe in mir. Ich empfinde Dankbarkeit und tiefen Frieden, und ich fühle mich alles andere als allein. Denn du kommst nie allein; du bist immer von lichtvollen Wesen, Engeln und Helfern Gottes umgeben. Für mich bist du nicht Dunkelheit, sondern Licht. Für mich bist du nicht Tod, sondern Leben.

Für mich liegt der Tod auf der Erde. Doch das muss ein anderer sein, einer, der deinen Namen erhalten hat. Denn mit deinem Namen wird auf der Erde Angst geschürt und geherrscht. Viele Menschen verharren in Schockstarre und sind eigentlich schon gestorben; ihr Licht ist erloschen, und sie haben die Erinnerung verloren. Sie wollen nur eines: eine Begegnung mit dir um jeden Preis vermeiden.

Ein Zitat von Janosch, dem Erfinder des kleinen Bären und des kleinen Tigers, kommt mir in den Sinn: „Wenn man einen Freund hat, dann braucht man sich vor nichts zu fürchten!“ Wenn man dich, lieber Tod, als Freund hat, dann braucht man sich vor nichts zu fürchten!

Die Schätze des Lebens entdecken

Dann beginnen wir, das Leben wirklich zu lieben. Wir erkennen die Geschenke und Wunder in jedem Tag. Heute, an Allerheiligen, kommst du als Freund zu Besuch und bringst all unsere Lieben mit, die bereits mit dir gegangen sind. Ich danke dir von Herzen für dieses Geschenk der Versöhnung und der Liebe, denn die Liebe heilt alles.

Ich bin dir dankbar dafür, dass die lichtvolle Kraft unserer Ahnen jederzeit für uns da ist. Sie hält und stärkt uns. Sie ermutigt uns nicht nur, sondern bittet uns darum, all unsere selbst auferlegten Lasten, unsere einschränkenden Überzeugungen und unser Leiden endlich loszulassen. Damit wir endlich das tun können, wozu wir hierhergekommen sind: voller Freude und Liebe miteinander als strahlende Seelen den Himmel auf die Erde zu bringen.

Lieber Tod, ich wünsche mir einen anderen Namen für dich. Denn für mich bist du wie eine wunderschöne Mutter, die ihre Kinder in ihre liebenden Arme nimmt.

Ich danke dir von Herzen für deine Freundschaft, und nun gehe ich mit dir. Gemeinsam werden wir ein Leben erschaffen, für das wir einfach nur dankbar sein können, wenn wir uns irgendwann wieder begegnen.